Farben wirken auf uns. Das ist klar! Allerdings müssen wir bei unserer Farbwahrnehmung zwei Dinge unterscheiden: Wir nehmen eine Farbe manchmal bewusst wahr. Dann denken wir „Oh wie schön, Blau!“, weil Blau zum Beispiel unsere Lieblingsfarbe ist. Wir nehmen Farben aber auch – und das ist viel häufiger der Fall – ganz unbewusst wahr. Dann denken wir nicht: „Oh, Blau!“. Genau genommen denken wir in diesem Moment gar nichts. Vielmehr haben wir, wenn wir eine blaue Fläche sehen, eher nur ein Gefühl. Wir haben eine Assoziation. Bei blauer Farbe kann das eine Assoziation zu Frische, Leichtigkeit oder Luft sein. Andererseits gibt es auch Momente, in denen Blau kühl und anonym auf uns wirken kann. Kommt also immer drauf an. Erstens, wie wir selbst diese Farbe mögen oder eben nicht mögen und in welchem Kontext sie auftritt (Blau im Krankenhausflur vs. Blau in der Cocktailbar). Andererseits kann die Farbwirkung auch davon abhängen, wie eine Farbe gemischt ist. Blau ist nämlich nicht gleich Blau. Wie wir aus Erfahrung wissen, gibt es viele Blautöne: Graublau, Grünblau, Hellblau, Dunkelblau, Lichtblau, Türkis…
Bei der Farbgestaltung der Wänden sollten diese zwei Aspekte also beachtet werden. Einerseits können wir eine Farbe wählen, weil sie uns gut gefällt. Andererseits, weil wir einen gewissen Effekt in einem gewissen Raum (z.B. Frische im Bad, Gemütlichkeit im Wohnzimmer…) erzielen möchten.
Wie das Zusammenspiel von Farbe, Wirkung, Mischungsverhältnis und Kontext ist und vor allen Dingen, wie welche Farbe in der Wandgestaltung eingesetzt werden kann, dass verraten wir jetzt.
Farbwirkung: Blau – Himmel, Wasser, Meer
Dass wir gewisse Farben mit gewissen Dingen oder Gefühlen assoziieren, liegt daran, dass die Farben oft Entsprechungen in der „realen“ Welt haben.
Wenn es um blaue Farbe geht, verbinden wir Blau beispielsweise mit Wasser und deshalb oft auch mit Kühle. Im Gegensatz dazu steht etwa warmes Rot als Farbe des Feuers. Andererseits scheinen auch Himmel und Horizont blau, also verbinden wir blaue Flächen im übertragenen Sinn mit Weite.
Im Farbspektrum befindet sich Blau zwischen Violett und Grün. Das heißt, es gibt auf dieser Skala Blautöne, die grünstichiger sind (z.B. Türkis) und es gibt Blautöne, die sich in Richtung Violett bewegen.
Außerdem können Sättigung und Helligkeit der blauen Farbe variieren. Ein Blauton mit wenig Sättigung erscheint eher Blaugrau. Übrigens: Dieses Prinzip kann quasi auf alle anderen Farben angewendet werden.
- Wirkung von Blau: Frische, Weite, Kühle, Neutralität
- Blaue Wände: Schlafzimmer (Ruhe: kräftiges, dunkleres Blau), Badezimmer (Weite: helles, ungesättigtes Blau), Flur/Küche (Frische: Türkis); im Wohnzimmer können blaue Wände auf Dauer etwas unwohnlich wirken, hier im Zweifelsfall in Richtung Türkis gehen.
- Mögliche Formen: Indigo, Ultramarin, Nachtblau, Königsblau, Enzian, Babyblau, Türkis, Navy
Farbwirkung: Grün, grün, grün – Natürlichkeit und Harmonie
Grün stellt den Übergang zwischen den sogenannten kalten und warmen Farben dar. Es befindet sich im Farbspektrum zwischen Blau, also einer kalten Farbe, und Gelb, also einer warmen Farbe.
Es gibt also Grüntöne, die einen höheren Gelbanteil aufweisen und als wärmer und wohnlicher empfunden werden, als Grüntöne mit höherem Blauanteil. Grüntöne mit weniger Sättigung werden oft als Khaki bezeichnet.
Wenn wir uns draußen umschauen, ist bereits klar, womit wir Grün assoziieren: mit Pflanzen, mit Natur, mit Wachstum und mit Lebendigkeit. Grün wirkt entspannend und ruhig.
- Wirkung von Grün: Lebendigkeit, Natürlichkeit, Entspannung, Ruhe
- Grüne Wände: Flur (Lebendigkeit: sattes Grün, hoher Gelbanteil), Arbeitszimmer/Küche (Lebendigkeit: helles Grün mit höherem Gelbanteil), Schlafzimmer/Wohnbereich (Ruhe: Khakifarben, dunkleres Grün)
- Mögliche Formen: Grasgrün, Türkis, Khaki, Gelbgrün, Pastellgrün, Moosgrün, Smaragdgrün
Farbwirkung Gelb – Here comes the Sun!
Sonnenlicht macht glücklich. Das liegt daran, dass unser Körper, wenn er den Strahlen der Sonne ausgesetzt ist, gewisse Botenstoffe produziert (z.B. Serotonin), die zu einer Stimmungsaufhellung führen.
Sonne ist für viele also ein Gute-Laune-Garant. Mehr noch: Sonne macht nicht nur glücklich, sondern heizt uns auch ein. Wen wundert es also, dass wir Gelb als Sonnenfarbe mit diesen Dingen assoziieren: gute Laune, Lebendigkeit und Wärme.
Gelb kann auch in Form von Gold auftauchen. Goldtöne wirken zudem edel und wertig. Bewegt sich ein Gelbton in Richtung Rot, ist der Übergang hin zur Farbe Orange fließend. Oft lässt sich nicht klar unterscheiden, was noch als „Sonnengelb“ oder bereits als „Orange“ zu verstehen ist. Gelbtöne können in unterschiedlichen Helligkeiten und Intensitäten vorkommen. Zu grell (also ein helles Gelb mit hoher Sättigung) und grün-lastig sollte ein Gelbton nicht sein, da er an der Wand schnell überfordernd wirken kann. Zur flächigen Wandgestaltung im Wohnbereich eignet sich Gelb am besten in blasseren Tönen oder mit einem höheren Rotanteil. Einzelne Akzente an der Wand lassen sich hingegen durchaus mit einem intensiven Gelbton (z.B. Curry, Sonnengelb) setzen.
- Wirkung von Gelb: Gute Laune, Lebendigkeit, Wärme
- Gelbe Wände: Wohnbereich (Lebendig: sattes Gelb-Orange, helles Gelb/ Edel: Goldgelb); Schlafzimmer (Ruhe/Luxus: Goldgelb); Küche (Gmütlichkeit: Gelb-Orange)
- Mögliche Formen: Goldgelb, Sonnengelb, Gelborange, Hellgelb, Ocker, Zitronengelb, Curry
Farbwirkung Rot – Heiß wie die Liebe
Feuriger als Rot ist keine andere Farbe. Als Farbe von Funken, Glut und Flammen ist Rot der Inbegriff für eine warme Farbe. Kein Wunder, dass auch abstrakte Konzepte wie Liebe und Leidenschaft mit diesem heißen Farbton in Verbindung gebracht werden. Na gut, wer es weniger leidenschaftlich mag, kann Rot auch einfach als warme und lebensspendende Farbe interpretieren und wahrnehmen.
In dunkler Nuance gilt Rot als gemütlich, wohnlich und einladend. Helle und intensive Rottöne wirken lebendig und motivierend. Grundsätzlich muss gesagt werden, dass Rot als typische Signalfarbe sehr fordernd wirken kann. Deshalb scheiden sich an dieser Farbe häufig die Geister. An der Wand wird Rot häufig im Wohnbereich oder im Schlafzimmer eingesetzt, eben überall dort, wo es gemütlich werden soll.
- Wirkung von Rot: Signalfarbe, Lebendigkeit, Wärme, Gemütlichkeit
- Rote Wände: Wohnbereich (Belebend: kräftiges Rot /Gemütlich: Dunkelrot); Schlafzimmer (Entspannend: Dunkelrot); Badezimmer (Belebend: kräftiges Rot)
- Mögliche Formen: Hellrot, Rubinrot, Karminrot, Weinrot, Orangerot, Braunrot, Purpurrot
Farbwirkung Violett – Man umgebe mich mit Luxus
Als Farbe ist Violett bzw. Lila der Farbton zwischen Rot und Blau. Dementsprechend gibt es gleichermaßen Violetttöne, die einen fließenden Übergang ins Rote darstellen als auch in den blauen Spektralbereich. Beispiel dafür sind etwa „Indigoblau“ (blaues Violett) oder „Pflaume“ (rötliches Violett).
Violett gilt einerseits als luxuriöse Farbe, andererseits wird dieser Farbton auch mit Mystik und Magie in Verbindung gebracht. Wer also eine zauberhafte Wandfarbe sucht, ist mit dieser Farbwahl auf der richtigen Seite. Violett vereint die Eigenschaften der beiden Farben Blau und Rot, was auf den ersten Blick eigentlich gar nicht möglich ist. Während Rot leidenschaftlich daherkommt, wirkt Blau eher kühl und distanziert. Diese Mischung und Uneindeutigkeit macht für viele genau die Faszination aus, die von der violetten Farbe ausgeht.
- Wirkung von Violett: Mysteriös, luxuriös, beruhigend, warm
- Violette Wände: Schlafzimmer (Ruhe und Luxus), Wohnbereich (Eleganz), Badezimmer (z.B. Lavendel)
- Mögliche Formen: Lavendel, Aubergine, Violett, Pink, Pflaume, Flieder, Lila, Indigo
Farbwirkung Braun – Solide und verlässlich
Na gut, Braun ist für viele nicht die Farbe der Wahl. Zumindest dann nicht, wenn es um Kleidung geht. Auch bei der politischen Gesinnung sollte man von Braun Abstand nehmen. Wenn man allerdings von der Politik mal absieht, ist Braun tatsächlich alles andere als extrem. Vielmehr ist diese Farbe eigentlich ziemlich neutral. Und ruhig. Braun ist also eine gute Grundlage für eine unaufgeregte Wandgestaltung.
Wir verbinden mit dieser Farbe vor allem Natürlichkeit. Damit ist nicht die natürliche Frische eine Grüntons gemeint, sondern eine erdige Natürlichkeit.
Braun ist in unserer Aufzählung eigentlich keine neue Farbe. Vielmehr entsteht ein Braunton, wenn Rot, Gelb oder Orange stark abgedunkelt werden. Manchmal kann auch ein Grünton beigemischt werden. Je nach Mischungsverhältnis und Grundfarbe entstehen unterschiedliche Brauntöne. Wände in Beige, Haselnuss oder Schokobraun sorgen für Gemütlichkeit, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Braun ist deshalb an der Wand eine gute Alternative zu Violett oder Rot. Ein helles oder ungesättigtes Braun eignet sich außerdem als Grundlage für die Kombination mit anderen, intensiveren Farben.
- Wirkung von Braun: Ruhe, Behaglichkeit, Natürlichkeit, Erdung, Neutralität
- Braune Wände: Schlafzimmer (Behaglichkeit: kräftiges Braun oder helles Beige), Küche (Ansprechend: Beige); Flur (Lebendig: Haselnussbraun); Wohnzimmer (Gemütlich: dunkles Braun, Rotbraun)
- Mögliche Formen: Haselnuss, Dunkelbraun, Rotbraun, Grünbraun, Lehmbraun, Graubraun, Beige, Hellbraun
Farbwirkung Grau – Edel und luxuriös
Eigentlich versteht man unter Grau eine Farbe, die komplett ohne Sättigung ist. Das heißt, anders als Rot, Grün, Gelb und Co. besitzt graue Farbe keinen Farbwert. Bei Grau handelt es sich also lediglich um ein „helles Schwarz“ oder „dunkles Weiß“. Zumindest in der Theorie.
Besonders in Sachen Wandfarbe kommt aber so gut wie nie ein Farbton vor, der keinerlei Sättigung besitzt. Das hat einerseits mit dem Herstellungsverfahren der Farbe zu tun, andererseits damit, dass die Farbwirkung des Grautons auf diese Art und Weise in eine gewisse Richtung gesteuert werden kann. Das heißt, Grau ist also meistens nicht komplett ungesättigt, sondern hat entweder einen Rotstich, einen Grünstich oder einen Blaustich etc. Das ist beispielsweise auf unseren grauen Quadraten zu erkennen. Nachts sind also nicht alle Katzen gleichgrau. Das kann durchaus zu Komplikationen führen, wenn man eine graue Wand passend zum grauen Sofa streichen möchte und mit der Annahme „Ist doch nur Grau.“ seine Wandfarbe kauft. Dann kann es passieren, dass man zuhause feststellt, dass die beiden Grautöne so überhaupt nicht zusammen passen. Gleiches gilt übrigens auch für die Kombination von anderen Farben miteinander. Achten Sie deshalb immer auf das Mischungsverhältnis der Farben und vergleichen Sie im Zweifelsfall vor Ort.
Obwohl Grau in den meisten Fällen also doch einen leichten Farbstich aufweist, ist diese Art der Wandgestaltung neutral. Grau kann für Akzente an Wänden sorgen und einen luxuriösen Hauch ins Wohnzimmer oder Schlafzimmer bringen, ohne dass Sie sich auf eine Farbe festlegen müssen. Dabei haben Sie zusätzlich die Wahl zwischen dunklem Grau oder hellen Grautönen.
- Wirkung von Grau: Signalfarbe, Lebendigkeit, Wärme, Gemütlichkeit
- Graue Wände: Wohnbereich (Luxuriös: dunkles Grau, Grau mit Farbstich, Silbergrau); Schlafzimmer (Ruhig: Helles Grau); Flur (Akzentuiert: dunkles Grau);
- Mögliche Formen: Blaugrau, Hellgrau, Dunkelgrau, Anthrazit, Braungrau, Grüngrau, Silbergrau, Graphitgrau