Stein auf Stein, das muss sein! Wer auf ausgefallene Wände im Shabby- oder Industrial-Stil steht, für den gibt es diese Idee: Einfach eine Ziegelwand in die Wohnung holen.
Manche finden eine waschechte Ziegelwand bereits unter dem Putz und der Tapete. Dann heißt es, meißeln, was das Zeug hält! Wenn die Original-Ziegelwand freigelegt ist, wird sie zum Blickfang.
Wer auf diesen Aufwand verzichten will oder einfach keine Ziegelmauer unter dem Putz finden kann, hilft sich einfach anders: Dekorative Ziegelwände können auch nachträglich gebaut werden. Die Ziegeloptik kann außerdem mit verschiedenen Hilfsmitteln wie Motivtapeten, Vinylblägen etc. täuschend echt imitiert werden.
Ziegelwand in der Wohnung? Woher weiß ich, aus welchen Steinen meine Wand gebaut ist?
Wer nicht gerade eine Kernsanierung des Hauses oder der Wohnung hinter sich hat, weiß in den meisten Fällen nicht wirklich, welches Mauerwerk sich überhaupt unter Putz, Gipskarton und Tapeten versteckt.
Unsere Tipps, wie Sie herausfinden können, aus welchem Material eine Wand besteht:
- Nachfragen: Vielleicht haben Sie das Haus der Eltern oder Großeltern übernommen? Dann wissen womöglich genau diese (oder auch andere Verwandte), wie die Wände gebaut sind. Bei anderen Häusern können womöglich Nachbarn oder Vorbesitzer entscheidende Hinweise darüber geben, aus welchen Steinen die Wände bestehen. In der Mietwohnung gilt Gleiches: Nachbarn oder Vormieter könnten sich auskennen, auch der Vermieter kann gefragt werden. Apropos Vermieter fragen: Bauliche Veränderungen sollten mit dem Vermieter abgeklärt und von diesem abgesegnet werden.
- Probebohrung: Bevor Sie anfangen, den Putz von der Wand zu schlagen, gibt es diese Möglichkeit: Bohren Sie an einer unauffälligen Stelle ein kleines Loch in die Wand (natürlich dabei auf Stromleitungen etc. achten) und untersuchen Sie das Bohrmehl. Ist der Staub gelblich oder rötlich spricht das für Ziegel. Ist er weiß, spricht das für eine andere Beschaffenheit. Auch der beim Bohren gebrauchte Druck der Wand gibt Aufschluss über die Steine. Wenn Sie nach einer gewissen Tiefe keinen Widerstand mehr spüren, spricht das für eine hohle Wand (Leichtbauweise, Ständerwand, Freiraum zwischen zwei dünnen Wänden…) oder Hohlblocksteine, besonders schwer lässt sich in Beton bohren. Beachten Sie aber, dass sich hinter einer nachträglich errichteten Ständerwand auch eine Backsteinmauer befinden kann, die beim Bohren übersehen werden kann.
- Nahtstellen suchen: Gibt es Lichtschalter (können auch abgezogen und später wieder aufgesteckt werden), Steckdosen, Fensterbänke oder Übergänge an Fußleisten und Türrahmen, die einen Blick auf das Mauerwerk freigeben könnten? Gehen Sie auf die Suche, vielleicht findet sich etwas.
- Putz entfernen: Wenn Sie sich immer noch unsicher sind, hilft am Ende nur die Methode, die Wandbelag zu entfernen und nachzuschauen, aus welchen Steinen die Mauer gebaut ist. Suchen Sie dazu eine Stelle, die sich gut wieder verkleiden oder verputzen lässt oder an der es nichts ausmacht, wenn sie kahl bleibt, weil sie beispielsweise von einem Möbelstück verdeckt wird. Beachten Sie aber, dass gerade in alten Häusern oder Wohnungen nicht alle Wände auf die selbe Weise gebaut sind. Testen Sie deshalb genau die Wand, die in Frage kommt.
Vielleicht haben Sie sich genau in diesem Zusammenhang auch schon gefragt, ob es eigentlich einen Unterschied zwischen Backstein und Ziegel gibt?
Die Antwort heißt Jein. Genau genommen sind die Ziegel, von denen wir immer reden, Mauerziegel. Im Gegensatz dazu gibt es nämlich auch Dachziegel, um die es hier nicht geht. Häufig synonym zu Ziegel wird der Begriff Backstein verwendet. Das hat in vielen Fällen damit zu tun, wo der Sprecher herkommt. So ist die Bezeichnung Backstein eher im süddeutschen Raum gebräuchlich, gemeint ist allerdings das, was andernorts als Ziegel bezeichnet wird.
Lässt man diese regionale Wortdublette außer Acht, gibt es folgende Unterscheidung: Backsteine wurden bzw. werden bei einer niedrigeren Temperatur (900°C) gebrannt als Tonziegel und sind somit offenporiger und weniger hart und weniger witterungsresistent. Eine andere Bezeichnung, die im Ziegelkontext häufig zu hören ist, lautet Klinker. Damit werden Ziegelsteine bezeichnet, die unter besonders hohen Temperaturen gebrannt und so besonders haltbar und feuchtigkeitsbeständig gemacht werden. Sie sind häufig außen an Hausfassaden zu finden und bleiben oft auch unverkleidet.
Fazit: Welcher Stein letztendlich in Ihrer Mauer verbaut ist, lässt sich erst mit Gewissheit sagen, wenn das Mauerwerk freigelegt ist. Je nach Bauart und Alter des Hauses bzw. der Wand kann es auch passieren, dass mehrere Steinsorten vorkommen.
Ziegelwand freilegen – So klappts:
Zu Beginn stellt sich die Frage, wie die Wand überhaupt verkleidet ist. Wie eine Ziegelwand freigelegt wird hängt nämlich primär von der Verkleidung der Wand ab.
- Mit Gipskarton oder Ständerwänden verkleidete Mauer freilegen: Einige Wände sind nicht direkt am Mauerwerk verputzt, sondern mit Gipskarton verkleidet oder durch Ständerwände verdeckt. Manchmal finden sich hinter den Ständerwänden zusätzliches Dämmaterial, Rohre oder Kabel.Um Gipskartonplatten von der Wand zu entfernen, könnten Sie entweder jede einzelne Verschraubung separat lösen und die Platten relativ sauber von der Wand entfernen. Das ist in der Praxis aber sehr zeitaufwändig, auch sind die Schrauben unter Spachtelmasse, Tapete, Putz und Anstrich oft nicht mehr genau auszumachen. So fällt am Ende die Wahl oft eher auf die „brachiale“ Methode.Die Gipsplatten können von der Wand abgebrochen bzw. abgehebelt werden. Dazu benötigen Sie ein Brecheisen oder etwas Vergleichbares. Einfach an einer Nahtstelle ansetzen und loshebeln. Zusätzlich kann auch mit einem Hammer, einer Stichsäge oder anderem Werkzeug nachgeholfen werden. So können Sie Teile herausschlagen, ansägen, abbrechen und lösen. Achten Sie dabei darauf, keine Leitungen und Installationen zu beschädigen.Stellen Sie sich auf Staub und Schmutz ein. Möbel und Boden sollten gut abgedeckt sein. Tragen Sie am besten eine Schutzmaske im Gesicht.
- Verputzte Ziegelwand freilegen: Arbeiten Sie sich vom Großen zum Kleinen vor. Das heißt, beginnen Sie damit, den Putz großflächig von der Wand zu entfernen. Um den Putz abzuschlagen, können Sie einen elektrischen Bohrhammer mit einem Meißelaufsatz benutzen oder einen speziellen Abbruchhammer/Meißelhammer verwenden. Natürlich können Sie auch von Hand meißeln, das ist je nach Fläche und Putzart allerdings sehr arbeitsintensiv.
Ob elektrisch oder nicht: Wenn Sie sich wirklich sicher sind, dass es dem Putz jetzt an den Kragen geht, beginnen Sie in der Mitte des Raums und arbeiten Sie sich zu den Seiten vor. Setzen Sie den Meißel erst senkrecht zur Wand an und durchbrechen Sie den Putz an der ersten Stelle. Anschließend sollten Sie so weitermeißeln, dass der Meißel danach möglichst flach an der Wand anliegt und sich gut zwischen Putz und Mauerwerk schiebt. Achten Sie dabei darauf, das Mauerwerk unter dem Putz nicht zu beschädigen. Tipp: Es kann nicht schaden, am Anfang behutsam vorzugehen und den Umgang mit Hammer, Meißel oder Borhammer zu üben, damit die Mauer unter dem Putz nicht beschädigt wird.Sollte sich der Putz auf diese Weise nicht gut von der Wand lösen lassen, gibt es außerdem die Möglichkeit, eine Putzfräse zu nutzen. Statt in groben Stücken abgeschlagen wird der Putz hier abgefräst.Ist die Ziegelwand vom Putz befreit, geht es an die Feinarbeit. Mit Drahtbürsten in verschiedener Stärke, Schmirgelpapier und einem kleineren Meißel können kleinere, feinere und fester haftende Bestandteile von den Ziegel gelöst werden. Auch der Einsatz von Chemikalien wird in diesem Zusammenhang in Betracht gezogen. Mit 10%iger Salzsäure können – natürlich mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen – Putzrückstände an den Ziegeln entfernt werden. Informieren Sie sich bei diesem Vorhaben aber vorher über den richtigen Umgang mit der Chemikalie.
Grundsätzlich gilt: Stellen Sie sich auf Staub und Dreck ein. Für ein tolles Ergebnis lohnt sich der Aufwand aber allemal. Wer eine Ziegelmauer freilegen möchte, sollte für dieses Projekt allerdings genug Zeit, Durchhaltevermögen, Schutzmasken, Staubsaugerbeutel, Putztücher und Abdeckfolie einplanen.
Bedenken Sich auch, dass, wie auf unserem Bildbeispiel zu sehen ist, Leitungen und Rohre zwischen Putz und Ziegelsteinen verlaufen können. Diese Leitungen können Sie beim „Industrial-Stil“ ganz nach Geschmack in Kauf nehmen und ins Gesamtbild integrieren.
Ziegelwand nachträglich bauen – Ideen und Alternativen:
Für alle, die keine Ziegelwand unter dem Putz haben oder auf den Staub und den Schmutz verzichten möchten, die das Freilegen mit sich bringen würde, gibt es eine andere Idee:
Bauen Sie sich die Ziegelwand einfach selbst. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten.
Idee 1 funktioniert im Prinzip wie das Mauern einer normalen Wand: Fundament, Stein auf Stein und am Ende verfugen. Suchen Sie die entsprechende Stelle aus und denken Sie Ihren Plan gut durch. Wie breit wird die Mauer, welche Steine will ich nutzen, wie wird die Mauer an den Übergängen befestigt, wie sieht es mit der Statik aus? Bedenken Sie, dass das Mauern für Ungeübte durchaus eine Herausforderung werden könnte. Tipp: Wenn Sie sowieso eine neue Wand (auch halbhoch) einziehen möchten, nutzen Sie das Prinzip der Ständerwand und verkleiden Sie diese später einfach in Ziegeloptik.
Idee 2 Bereits bestehende Wände können mit sog. Riemchen (traditionell Klinkerriemchen) verkleidet werden. Darunter versteht man flache Plättchen, die vom Format und der Oberfläche Ziegelsteinen entsprechen. Je nach Ausführung sind sie etwas dicker sind als Fliesen, werden aber wie diese an die Wand gebracht. Als Art der Wandverkleidung gibt es die Riemchen mittlerweile in vielen Ausführungen. Tipp: Nutzen Sie ein Verlegeraster (also eine Art Gestell, das das Muster der Platten angibt) bei der Montage.
Idee 3 Vor einigen Jahren noch eher künstlich wirkend, gibt es sie heute in täuschend echter Optik: Die Rede ist von Wandpaneelen in Ziegeloptik. Also keine Scheu vor der Wandverkleidung aus Vinyl oder auf Holzbasis. Das Steinimitat gibt es in zahlreichen Ausführungen. Ob Sie also Ihre Wohnung in einen Loft mit dunkelroten Ziegeln verwandeln möchten oder eine weiße Ziegelwand im Landhaus-Look integrieren möchten – ihren Ideen steht nichts im Weg. Angebracht werden die Wandplatten je nach System beispielsweise wie Laminat, d.h. mit einem Klick-System mit Nuht und Feder. Andere Platten werden angeklebt oder festgeschraubt.
Designideen mit Ziegelwänden – So kann’s aussehen:
Ziegel- und Backsteinwände müssen nicht in jeder Wohnung gleich aussehen. Es gibt viele Möglichkeiten, wie das Design der Industrial-Wände individuell verändert werden kann.
Idee 1: Nutzen Sie die Backsteinwand für gezielte Akzente. Das funktioniert, indem sie darauf verzichten, die komplette Wand mit den Steinen zu verkleiden oder eben, indem Sie nur einen Teil ihrer Ziegelmauer freilegen.
So können Sie zum Beispiel eine halbhohe Backsteinwand in den Raum bringen. Oder Sie können, wie unser Beispielbild zeigt, nur einen senkrechten Streifen Backsteine freilegen.
Das Besondere bei der gezeigten Idee ist zudem die indirekte Beleuchtung der Nische, in der die Backsteine zu sehen sind. Umgekehrt funktioniert es natürlich auch, dass Backsteine nicht in einer Nische, sondern an einem Vorsprung platziert und beleuchtet werden. Das zeigt unser Designbild weiter oben auf der Seite.
Idee 2: Je nach gewünschter Optik können Sie die Ziegelwand natürlich auch streichen. Besonders beliebt sind dabei weiße Ziegelwände. Natürlich können Sie die Ziegel der Wand (Achtung bei Kunststoffpaneelen) auch in anderen Farben streichen.
Tipps zum Streichen der Ziegelwand sind:
Bereiten Sie die Wand vor, dass sie sauber und staubfrei ist.
Sie benötigen Haftgrund und normale Wandfarbe. Den Haftgrund können Sie je nach gewünschtem Ergebnis „ordentlich“ oder „unordentlich“ auftragen.
Je weniger gleichmäßig sich Haftgrund auf den Ziegeln findet, desto ungleichmäßiger wird auch das Endergebnis. Für eine Vintage-Wand dürfen Sie hier also durchaus nachlässig arbeiten.
Die Funktion des Haftgrundes ist es, dass die Ziegel die aufgetragene Farbe nicht wie ein Schwamm aufnehmen.
Bededenken Sie: Je dicker die Farbschicht auf der Wand wird, desto weniger ist die Ziegelstruktur zu erkennen. Streichen Sie also lieber dünn und gleichmäßig, als zu schnell und mit zu viel Farbe.
Idee 3: Das Stichwort lautet „Multifunktionale Ziegelwände„. Das heißt, kombinieren Sie Ihre Ziegelwand einfach mit anderen Deko-Objekten, mit Wandhaken, mit Regalbrettern, ausgefallenen Möbeln, Bilderrahmen, Pflanzen oder was Ihnen gerade in den Sinn kommt. Unsere Bildidee zeigt eine Ziegelnische, die als Regal genutzt wird. So werden nicht nur gewisse Teile des Raums optisch voneinander abgetrennt. Ganz nebenbei ergibt sich ein toller Blickfang!